In Copacabana fanden wir eine sehr angenehme Möglichkeit unser Zelt beim Hostal Joshua aufzuschlagen. Zelten mit dem Komfort einer warmen Dusche und feinem „Zmorge“. Nachdem ich in Puno den Nabendefekt beim Veloladen Leuthold per E-Mail gemeldet hatte, reagierte das Veloladen-Team sofort und brachte baldmöglichst eine Ersatznabe auf die Post und somit auf den Weg nach Copacabana. Wir erfuhren nach einigem Herumfragen, dass der normale Postweg in Bolivien ein Ding der Ewigkeit ist und entschieden uns nach La Paz zu fahren um dort eine Nabe zu suchen und zudem bei UPS das Ersatzgetriebe für mein Velo abzuholen. (Danke an das Team vom Veloladen Leuthold für den tollen Service! Leider hatten wir aber mit unserer Vermutung recht. Mehr als vier Wochen nach der Sendungsaufgabe in der Schweiz, ist die Nabe noch nicht in Bolivien angekommen).
Nach einenhalbtägigem Suchen wurden wir in einem kleinen Shimano-Laden fündig und konnten eine billigst Nabe und passende Speichen kaufen. Der Support des Verkäufers lies alle Wünsche offen und wir benötigten für die Konfiguration der Speichenlänge einigen Aufwand und den Gang ins Internetkaffee. Zudem mussten wir ein Nabenpaar und ein volles Pack à 100 Speichen kaufen… Bei den Preisen in Bolivien ist dies für europäische Verhältnisse kein grösseres Problem, da wir aber das überflüssige Material „los“ werden mussten, ein zusätzlicher, kleiner Aufwand 😉
Da wir fast alle Veloläden in La Paz abklappern mussten, erlebten wir die Stadt im Schnellzugstempo. Taxi, Füsse und Teleferico (Gondelbahn) brachten uns von A nach B und wir genossen vor allem die Sicht aus der Gondelbahn. La Paz liegt in einem riesigen Talkessel auf einer Höhe zwischen ca. 3500 und 4500 müM. und die neue (österreichische) Gondelbahn verbindet einige der Stadtteile an Stelle von Buslinien, U-Bahn oder Tram.
Wir besuchten am Sonntag auch den riesigen Markt in El Alto. Die Grösse des Markts ist überwältigend. Ganze Strassenzüge voll mit Material für ein und das selbe Einsatzgebiet. So spazierten wir minutenlang an Autoteilen vorbei um danach minutenlang Werkzeuge zu sehen usw. Ein einmaliges Erlebnis. Dass wir nach dem Marktbummel dann noch mit der Gondelbahn über die Marktstände fliegen konnten, ermöglichte uns dann erst recht die riesigen Dimensionen des Marktes zu sehen.
In Copacabana lernten wir Simon aus der Schweiz kennen und er machte uns ziemlich bald schmackhaft die Region der Salzseen Coipasa und Uyuni in Bolivien via Naturpärke in Südperu und Nordchile zu erfahren. Wir änderten nach einigem Suchen von Infos unsere Pläne und fuhren erneut zurück nach Peru anstatt via Region La Paz und Oruro zu fahren. Wir befuhren die Naturpärke Lauca, Vicunas und Volcan Isluga. Die Strecke führte mehrheitlich auf Pisten (Naturstrassen) durch die Pärke. Autos sahen wir fast keine mehr und an manchen Stellen zwang uns Wellblech oder Sand vom Velo. Die Landschaft, die Tiere und die Einsamkeit des Altiplanos begeisterten uns endlos und nach jeder Anstrengung kam auch bald wieder ein Moment in welchem wir nur staunend und ehrfürchtig stehen bleiben konnten um das neue Landschaftsbild begeistert auf uns wirken zu lassen. Gaaaaaanz viel Glück hatten wir bei der Einreise nach Chile. Sie haben uns bei der Grenzkontrolle zwar viele frische Esswaren weggenommen, dafür aber trotz fehlendem Ausreisestempel von Bolivien, ohne Kommentar den chilenischen Einreisestempel in den Pass gehauen!
Die Durchfahrt der Pärke war irgendwann mal zu Ende und wir passierten in Colchane die Chilenisch-Bolivianische Grenze um bald danach auf den ersten Salzsee abzubiegen. Wir fuhren über den Salar Coipasa. Der kleine Salzsee (ca. 100 km Durchmesser) liegt nördlich vom grossen und viel bekannteren Salar de Uyuni. Die Fahrt über den Salzsee war anstrengend weil Teile davon ziemlich feucht waren und wir mit unseren Rädern entsprechend in der Salzdecke einsanken. Die Übernachtungen am Ufer und auf der Insel des Sees waren wunderschön. Sonnenuntergänge und Sonnenaufgänge auf der endlosen Salzfläche zu erleben, ist unvergesslich.
Nachdem wir das südliche Ufer das Salar de Coipasa erreichte hatten, freuten wir uns auf ein kurzes Stück Fahrt durch die Bergkette Cordillera Intersalar um dann auf dem grossen Salar de Uyuni weiterzufahren. Das Zwischenstück wurde zu einer zweitägigen Tortur. Viel Sand- und Wellblechstrecke mit Gegenwind kombiniert, versalzten uns die Suppe.
Als wir dann endlich auf dem Salar de Uyuni ankamen, genossen wir die glatte und harte Oberfläche der Pisten und wir konnten uns zwischendurch sogar von Rückenwind schieben lassen.
Auf der Insel Incahuasi machten wir einen halben Tag Pause und übernachteten zusammen mit anderen Radfahrern aus Deutschland, Brasilien und Polen und einem kolumbianischen Motorradfahrer im Refugio. Spannende Geschichten und viele Lacher beim gemeinsamen Abend- und Morgenessen versüssten uns den Aufenthalt auf der Kaktusinsel.
Danach gings mit viel Rückenwind weiter nach Uyuni. Endlich wieder einmal ein volles Einkaufsangebot, endlich wieder einmal eine warme Dusche und endlich wieder einmal ein Blogeintrag 😉