Ecuador hat uns mit seinen Landsleuten, deren Freundlichkeit und deren respektvollen Art beeindruckt. Landschaftlich wars ein Vergnügen durch das hügelige Land zu fahren. Aber eben, es war hügelig. Kein Tag verging ohne lange, zum Teil harte Aufstiege. Und meist folgte auf eine Abfahrt gleich der nächste Aufstieg. Aber eben, alles freiwillig, kriegten wir da schon vor der Reise zu hören. Wir haben Ecuador genossen. So auch die letzten Kilometer von Villcabamba bis zur Grenze zu Peru. Es ging natürlich hügelig weiter nach den schönen Tagen im Hostal Izhcayluma. Wir konnten uns dort ja auch gehörig stärken, unsere Körper bei Yoga und Massage so richtig verwöhnen und die Ruhe geniessen.
Im Hostal lernten wir Sandra, Juan, Amaya und Gia kennen. Sandra und Gia arbeiteten als Yoga-Lehrerinnen im Izhcayluma und Sandra hatte gleich ihre ganze Familie mit dabei. Wir wollten Villcabamba schon verlassen als wir uns (ohne viel Aufwand) zu einer Wanderung durch den Podocarpus-Nationalpark überreden liessen. Wegen des schlechten Wetters in den Bergen, konnten wir nicht tief in den Nationalpark wandern. Die Wanderung mit den Ecuadorianern machte aber nicht minder Spass und es war spannend ihre Sicht der Dinge, des Landes usw. zu erfahren. Natürlich konnten wir auch von uns, unserer Heimat und unserer Reise erzählen.
Es ist nicht weiter verwunderlich, dass wir uns einen Tage später nochmals zu einer Wanderung „überreden“ liessen. Diese Mal begleitete uns auch Gia aus Bolivien und Max aus Belgien. Das Wetter liess nun auch einen Ausflug in die Berge des Podocarpus zu.

Auf einem windigen Gipfel im Podocarpus-Park
Dann wars aber nach 9 Tagen in der Wohlfühl-Oase an der Zeit wieder einmal auf den Sattel zu sitzen. Das letzte und südlichste Stück Ecuador wartete auf uns.
Eine schöne, einsame Strasse führte uns von Villcabamba durch die Berge nach Balsa, dem Grenzort zu Peru.
Zugegeben: Peru hatte es bei uns schon von Beginn weg schwer. Kolumbien und Ecuador hatte es uns angetan. Dies alles trug aber wenig dazu bei, dass unsere ersten Kilometer in Peru einem kleinen Kulturschock glichen. Weg war der respektvolle Umgang – wir waren von nun an Gringo’s, abartiges Gehupe auf den Strassen begleitete uns per sofort, wir fühlten uns irgendwie nicht mehr willkommen. Diese ersten Eindrücke und das daraus abgeleitete Verhalten unsererseits machte den Start in Peru etwas harzig.
Von Namballe, wo wir unsere erste peruanische Nacht verbrachten, fuhren wir über San Ignacio und entlang dem Rio Chinchipe nach Jaen.
In Jaen, einer kleinen „wuschligen“ Stadt verbrachten wir einen Ruhe- und Waschtag. Wahnsinn wie Tag und Nacht die Mototaxis und Autos durch die Strassen kurven und das Hupen und die Motorengeräusche die ganze Stadt erfüllen. In Jaen wurde an diesem Wochenende ein kirchliches Fest gefeiert. Auf dem zentralen Platz „Plaza de Armas“ spielte Musik, standen Marktstände und in einem feierlichen Umzug wurde eine Statue der Jungfrau in die Kirche getragen
Nach zwei Nächten verliessen wir Jaen in Richtung Rio Marañón. Diesem Strom, welcher schlussendlich in den Amazonas fliesst. Folgten wir bis vor Bagua Grande. Dort zweigten wir ab ins Tal des Rio Utcubamba und fuhren dieses Tal hinauf in Richtung Chachapoyas.
In Pedro Ruiz, einem hässlichen Druchgangsort, machten wir am Abend einen Halt um im Hotel zu übernachten. Das wars dann für eine Weile mit Velofahren. Irgendwo, wohl im Verlauf dieses Tages erwischte es uns beide und wir wurden zu einer unfreiwilligen Pause wegen einer Lebensmittelvergiftung gezwungen.
Nach drei Tagen im Hotel in Pedro Ruiz, konnten wir mit einem kleinen Bus mitsamt allem Gepäck und den Fahrrädern nach Chachapoyas fahren um dort in einer etwas angenehmeren Umgebung unser Problemchen auszukurieren.
Schlussendlich brachte Antibiotika (temporäre) Besserung.Wir konnten endlich die Archäologische Anlage von Kuelap besuchen. Die Anlage befindet sich auf 3000 müM. und kann mit einer neu erstellten Gondelbahn und einer kurzen Wanderung erreicht werden. Auf einem abgeplatteten Berg hoch über dem Utcubambatal liegen die Ruinen welche dem Volk der Chachapoyas dienten. Eingefasst von riesigen Mauern welche nur durch drei Eingänge unterbrochen werden, befinden sich die typisch runden Grundmauern der damaligen Häuser.
Wir besuchten in der Umgebung von Chachapoyas zudem den Gocta Wasserfall. Einer der höchsten Wasserfälle der Welt. In zwei Stufen stürzt das Wasser 771 m in einen Talkessel. Den Ausflug zum Wasserfall unternahmen wir mit Eva aus Hamburg und Eduardo (?) aus Lima
Nach der langen Zwangspause und dadurch entstandenem Zeitdruck (Regenzeit in Bolivien) entschieden wir uns die Strecke nach Cusco nicht mit dem Fahrrad zurückzulegen und den Besuch der Region Cordillera Blanca auf ein anderes Mal 😉 zu verschieben.
So erreichten wir Anfang Oktober Cusco. Wir genossen ein paar Tage die (sehr) touristische Stadt und warteten auf die Ankunft unserer Fahrräder welche per Bus die ganze Strecke von Chachapoyas nach Cusco zurücklegen mussten.
Das touristische Zentrum von Cusco entspricht überhaupt nicht dem übrigen Peru. Vielmehr erschienen es uns wie das Zermatt von Peru. Die Altstadtgassen sind voller touristischer Läden, moderner Restaurants und auch die gepflegte Erscheinung dieses Stadtteils entspricht nicht Peru wie es sonst erlebt werden kann.
Mit einer fünftägigen Einfahr-Tour durchs Vale Sagrado und mit Besuch auf Machu Pichu wollten wir uns wieder ans Velofahren und an die Höhe (über 3000 müM.) gewöhnen. Das Vorhaben gelang uns zwar, aber wir bemerkten beide, dass das peruanische allerwelts Antibiotika welches uns vom Spitalarzt in Chachapoyas verschrieben wurde, wohl nicht das richtige war um unserere Lebensmittelvergiftung vollständig vergessen zu machen. Wir mussten uns in Pisac im Vale Sagrado nochmals mit teurerem Antibiotika eindecken, gegen welches nicht fast alle Krankheitserreger resistent sind (das kriegt man in Peru übrigens ohne Rezept und sehr günstig in jeder Apotheke) und die „Kur“ nochmals über uns ergehen lassen.
Zurück in Cusco fuhren wir endlich weiter in Richtung Süden. Durchs Rio Vilcanota Tal gings langsam hoch in Richtung „La Raya“ Pass (4300 müM.) und Titicacasee. Unser erster Pass auf über 4000 müM. (für mich der erste so hohe Pass per Velo). Die Landschaft wandelte sich langsam (und endlich) ins Karge, Rauhe und Wunderbare. Die Peruaner erschienen uns zugänglicher, und wir freuten uns über die liebevollen Kontakte mit den „Berglern“. Nach sechs Tagen auf dem Velo erreichten wir den Titicacasee und Puno. Die Stadt ist Ausgangspunkt für viele Ausflüge auf dem See. Wir verbrachten zwei Tage in der Stadt und besuchten dabei per Boot die schwimmenden Uros-Inseln und die Taquile-Insel.
Bei der Pflege der Fahrräder stellte ich Brüche an meiner Hinterradnabe fest. Nach dem ersten Ärger suchten wir vor Ort nach Ersatz. Dies stellte sich aber rasch als sinnloses Unterfangen heraus. Die „Veloläden“ in Puno kannten noch kaum 5mm Schnellspanner, geschweige denn eine Nabe mit Bremsscheibenaufnahme.
Per E-Mail konnten wir Ersatz in der Schweiz anfordern und wir hofften, dass all die negativen Post-Prophezeiungen für uns nicht in Erfüllung gehen werden.
Die Nabe konnte ich mit Draht provisorisch sichern und wir machten uns am offiziellen Volkszählungs-Tag von Peru auf um die Reise auf dem Altiplano und in Richtung Bolivien fortzusetzen. Die Peruaner mussten für die Zählung Zuhause bleiben und wir hatten die Strasse fast für uns alleine. Die Fahrt entlang dem Titicacasee war landschaftlich wunderschön und da der motorisierte Verkehr immer mehr abnahm auch immer mehr ein Genuss. Nach zwei Tagen erreichten wir die Grenze Peru-Bolivien in Kasani und kurz danach auch das Zwischenziel Copacabana. Die Nabe hielt glücklicherweise stand.
In Copacabana wollen wir auf den Naben-Ersatz und den Getriebe-Ersatz warten (siehe Infos auf Ausrüstungsseite) und eventuell nochmals ein-zwei Ausflüge auf dem Titicacasee machen.